BookTube ist ein noch vergleichsweise junges Format, das sich auf der Video-Plattform YouTube etabliert hat. Insbesondere in den englisch- und spanischsprachigen Ländern erfreuen sich diese audiovisuelle digitale Form der Buchkritik großer Beliebtheit. Auch im deutschsprachigen Raum ist dieses Genre mittlerweile bekannt und wird von einer wachsenden Community bedient, rezipiert und kommentiert.
Bei einem BookTube-Video handelt es sich um eine Buchvorstellung/-besprechung, -kritik bzw. -rezension, die keiner erkennbar festgeschriebenen Form folgt. Die Videobeiträge zeichnen sich oft durch eine Mischung aus strukturiertem Vortrag und freiem Sprechen sowie meist subjektiver (oft kriterienloser) Meinungsäußerung aus. In der Regel werden Werke der Unterhaltungsliteratur (oft Jugendbücher) vorgestellt/besprochen, dabei steht das persönliche Leseerlebnis im Vordergrund.
Auch die Rückmeldung durch die Follower-Gemeinde ist eher subjektiv und nicht an klaren Kriterien orientiert. In der Regel handelt es sich bei einem BookTuber nicht um einen Fachmann des Literaturbetriebs, sondern um einen (meist jungen) Menschen, der seine Leseerfahrungen mit Gleichgesinnten teilen möchten.
Das Aufnahmesetting ist in der Regel schlicht und thematisch passend häufig vor einem Bücherregal im Hintergrund platziert. Oft ist nur eine Kameraeinstellung gewählt, es wird chronologisch gefilmt und Schnitte werden nur gesetzt, um Fehler zu entfernen. Einige BookTuber werden ähnlich wie Influencer gezielt von Verlagen für Werbezwecke mit Lektüren versorgt

Diese Einheit ist mit ca. 20- 22 Schulstunden sehr umfangreich angelegt, kann aber problemlos je nach gewünschtem Schwerpunkt nur in Auszügen behandelt werden. Ein Anpassen und Anbinden an eine Lektüreeinheit ist möglich und sinnvoll.
Die Schülerinnen und Schüler sollten möglichst schon bereits vertraut mit der Textsorte "Rezension" sein.
Es ist ratsam, dass die Schüler und Schülerinnen immer wieder Phasen haben, in denen sie selbstorganisiert und mit eigener Zeiteinteilung arbeiten können. Daher muss bei der gemeinsamen Sicherung im Unterricht auch besonderes Augenmerk auf die Qualitätskriterien für ein BookTube-Video gelegt werden.
Die Auswahl der im BookTube-Video zu behandelnden Lektüre lässt sich ebenfalls variieren: Es ist z. B. denkbar, dass alle Schülerinnen und Schüler den gleichen Roman rezensieren, eine Lektüre aus einer vorgegebenen Lektüreliste (z. B. ergänzend zum Abiturthema) auswählen oder selbst eine individuelle Wahl treffen etc.. Auch ist es möglich, dass einzelne Schüler*innen über diesen Weg eine besondere Lernleistung oder auch eine Präsentationsleistung erbringen.

Die Schülerinnen und Schüler befassen sich je nach Lektüreauswahl in exemplarischer Weise mit entscheidenden Etappen der Kultur- und Literaturgeschichte. Sie beschäftigen sich zudem mit den Themen Öffentlichkeit und Medien.
Der Baustein berücksichtigt viele Kompetenzen des Bildungsplans Deutsch für die gymnasiale Oberstufe, insbesondere die prozessbezogenen Kompetenzbereiche "Sprechen und Zuhören" sowie "Lesen" und die domänenspezifischen Kompetenzbereiche "Sich mit Texten und Medien auseinandersetzen" und "Sprache und Sprachgebrauch reflektieren":
In der Auseinandersetzung mit den gegebenen Beispielen und in der Produktion ihres eigenen BookTube-Videos wird im geschützten Rahmen das präzise Formulieren und die wirkungsvolle Rede geübt und damit eine Stärkung der sprachlichen Handlungsfähigkeit erzielt.
Mittels der Rezeption und Erstellung einer Video-Rezension lernen die Schülerinnen und Schüler die Vielfalt der Textsorten und die jeweiligen Bedingungen ihrer medialen Vermittlung kennen. Analytisch als auch kreativ-produktiv werden die Schüler und Schülerinnen mit Verfahren der Gestaltung von komplexen, sprachlich, ästhetisch oder argumentationslogisch anspruchsvollen Texten vertraut gemacht. Das Wissen von sprachlich-stilistischen Verfahren, Strukturmerkmalen und typischen Wirkungsintentionen ermöglicht das selbstständige Erschließen von Texten aus unterschiedlichen Fachgebieten. Die Schülerinnen und Schüler erkennen Argumentationsmuster und-strategien, beurteilen diese und strukturieren ihre Texte entsprechend stringend. Dabei reflektieren sie Regeln und Normen der Standardsprache im mündlichen Gebrauch sowie soziale Variationen der Sprache und beachten dies bei der Produktion ihrer eigenen Texte.
Die Schülerinnen und Schüler wenden ein produktives Verfahren des gestaltenden Interpretierens an, dabei analysieren sie die Möglichkeiten unterschiedlichen Medien und stellen den Zusammenhang von Darstellungsmitteln und Wirkungsweise her.

Die Binnendifferenzierungsmöglichkeit liegt unter anderem in der Wahl der zu rezensierenden Lektüre. Der Lehrer/Die Lehrerin kann Lektüren unterschiedlichen Schwierigkeitsgrads vorgeben. Auch ist Fördern und Fordern über die Anpassung der Komplexität insbesondere der Analyseaufgaben möglich.

Bei der Arbeit mit Bild- und Audiomaterial der Schüler und Schülerinnen gilt es das Recht am eigenen Bild und die informationelle Selbstbestimmung zu achten. Die Arbeitsergebnisse der Schüler und Schülerinnen dürfen nicht ohne deren Zustimmung und ggf. die der Erziehungsberechtigten veröffentlicht werden. Auch muss Schülern und Schülerinnen, die nicht vor die Kamera treten möchten, eine Alternative (z. B. Podcast einsprechen, ggf. auch mit veränderter Stimme) angeboten werden.
Da zudem zum Upload von Videos ein YouTube-Konto angelegt werden müsste, Google darüber personenbezogene Daten sammelt und diese auf Servern in den USA sammelt, sollte im Schulkontext auf das Bereitstellen eigener Videos auf Videoplattformen wie YouTube verzichtet werden (siehe auch https://www.digitallearninglab.de/tool/youtube). Eine alternative Möglichkeit bietet unter Umständen z. B. die Präsentation der Videos auf der schuleigenen Homepage. Es ist ratsam ein Stativ zu verwenden sowie auf eine gute Beleuchtung und Tonqualität zu achten.